Feldversuch

Roman von Hans-Peter Schepper

 

 

 

 

  »Rache ist ein Gericht, das am besten kalt serviert wird

                                   »Altes Klingonisches Sprichwort.«   [i] 

Inhalt

Innerhalb von 24 Stunden sterben in einem Flüchtlingslager in Zentral Sudan 937 Menschen. Es gibt keine Erkrankten. Nur Gesunde und Tote. In den Medien wird dieses Phänomen als neue Todesseuche gehandelt. Es gibt keine weiteren Todesfälle und es wird kein Erreger gefunden und so bleibt das Medienecho ein Strohfeuer.

Die WHO steht vor einem Rätsel und schließt die Akten.

Doch Nastasja Alexandrowna,   eine Doktorandin am MIT, erkennt im Rahmen ihrer Promotion einen ungewöhnlichen Zusammenhang. Alle Verstorbenen haben eines gemeinsam: Ihre Herkunft.

Vorbemerkungen

Ich muss Ihnen leider gleich zu Beginn mitteilen, dass Biowaffen und deren Weiterentwicklung keine Phantasien von Verschwörungsirren sind. Vor einigen Jahren bin ich zufällig auf das Thema gestoßen und nach ausgiebigen Recherchen bin ich zu dem Schluss gekommen, dass die Fortschritte in der Biotechnologie und damit die Weiterentwicklung der Biowaffen Ausmaße angenommen hat, die weit schlimmer sind, als ich es mir hätte vorstellen können.

Obwohl das Thema schon so oft in Film und Literatur behandelt worden ist – Gar nicht selten werden Infizierte dann zu Zombies in einer surrealen Welt, garniert mit spektakulärer Action und aberwitzigen Lächerlichkeiten. – habe ich es dennoch gewagt, hieraus einen Plot zu entwerfen.

 

 

Alle Ereignisse und Personen in diesem Roman sind frei erfunden.

 

Inhaltsverzeichnis

Prolog 

Prolog 1.Teil, Die Postkarte. 5

Prolog 2.Teil, Glasmurmeln. 8

Prolog 3.Teil, Dr. Jasmin Wong. 10

Prolog 4. Teil, Ein schöner Traum.. 12

Kapitel 1. 14

Nastasja Alexandrowna in Aachen

(…)

Prolog

Inhaltsverzeichnis

Die Postkarte, Prolog 1. Teil

Inhaltsverzeichnis

31° 47′ N, 35° 13′ O

1995-07-26T16:18+02:00

 

Halli hallo meine Süße,

Postkarten schreiben ist doof. Aber du hast ja darauf bestanden. Und was soll ich jetzt auf diesen beengten Platz schreiben, außer dass das Wetter schön ist? Eine Postkarte im Großformat nehme ich trotzdem.

 Hmm, also, satt, richtig pappsatt bin ich jetzt, von einer Riesenpizza mit Feta und Spinat – jaa ja, wie immer. Fast so gut wie bei »Oh solo mio« und der obligatorische Cappuccino ist schon unterwegs. Und ja, das Wetter ist toll. Gestern war ich am Toten Meer, und es stimmt, man kann wirklich auf dem Rücken liegen und Zeitung lesen. Nur das Umblättern ist schwierig, ohne dass die Ecken der Zeitung  nass werden.

Ich kann es kaum erwarten, dich wieder zu sehen.

Ach ja: Verschlaf’ nicht, wenn du mich nächste Woche in Düsseldorf abholst. Und denk’ bitte daran: Selbst der Kaktus braucht manchmal Wasser, aber auch nicht zu viel.

Bis dann, ich freu’ mich

Frank

 

Er drehte die Postkarte um und sah noch einmal auf die Abbildung.

Ein älterer Mann mit Bierbauch – schon fast eine Aszites – liegt mit dem Rücken auf dem salzigen Wasser und liest Zeitung.

…schmunzelte… Mit dem Bauch könnte er sogar den Laptop mit ins Wasser nehmen.

„Mit dem Bauch könnte ich (er) sogar das Laptop mit ins Wasser nehmen“ dachte er. Er schmunzelte und in seinen Gedanken versunken legte er die Postkarte auf die weiße Spitzen-Tischdecke, die auf dem dunkelroten, glänzenden Mahagonitisch noch weißer wirkte.

Den Spinatfleck bedeckte er mit der Getränke-Karte.

Die Zigarettenschachtel lag direkt vor ihm, sie war noch von gestern und unordentlich lag sie neben der Postkarte. Er blickte zur zerknitterten Schachtel, und seine Blicke schweiften umher, zu den Tischen, zur Einrichtung.

Sonnenlicht drang durch die großen in Mahagoniholz gerahmten Fenster. Wie Soldaten, streng, in Reih und Glied, standen auf der breiten Fensterbank hohe, saftig grüne Topfpflanzen und gleißende Schlaglichter warfen sich auf  die rotbraune Inneneinrichtung.

Silhouetten, nur weiche Schatten durch die schwere in Milchglas gefasste Holztür, schlenderten draußen am Eingang. Ein Schatten blieb vor der Tür stehen, entfernte sich wieder und kam wieder näher.

Der Postkartenschreiber blickte wieder zur Zigarettenschachtel, fast halbvoll war sie noch. Er wollte nicht mehr rauchen, nicht mehr so viel, nur noch manchmal.

Er warf einen Schekel nach oben und fing die Münze auf. Bei »Zahl« würde er Eine rauchen, bei »Kopf« nicht, wahrscheinlich nicht, vielleicht nur eine Zigarette, jetzt nach dem Essen. Er legte die Münze auf die linke Hand und sah »Zahl«. Also konnte er Eine rauchen. Eine. Nach dem Urlaub würde er aufhören. Er steckte sich eine Zigarette an,  (er blickte zufrieden zur Zigarette). Es war fair. Er hatte es der Münze ja versprochen

Zigarettendunst? .

Er blickte zur Theke. Eine alte und große Wanduhr schmückte die Rückfront der Theke, beruhigend tickte sie, langsam und gleichmäßig.

Der Geruch des Cappuccinos eilte dem Kellner voraus und mischte sich mit dem Rauch der Pfeife, die der alte Mann zwei Tische vor ihm in die Hand hielt. Es war der Tabak »Sherry & Cherry«, und der Duft harmonierte gut mit dem Kaffeearoma des nahenden Cappuccinos.

Draußen fielen Schüsse. Der Schatten am Eingang wurde dunkler, kam näher.

Die Tür der Pizzeria wurde aufgerissen.

Eine junge Frau mit einem Kopftuch sprang einen Schritt herein.

Der Postkartenschreiber blickte auf.

Die Tür schlug zu.

Die junge Frau stand da, und ihr Kopftuch rutschte herunter. Ihr dunkles Haar fiel – leicht und glänzend – nach und nach, Haar für Haar, auf ihre Schultern. Sie trug ein hellblaues Gewand und hielt ihre rechte Hand an ihrer linken Brust.

Dunkles Blut quoll aus dem hellblauen Stoff und tropfte zu Boden.

Er griff nach seiner Postkarte, hielt sie fest und sah die junge Frau an, die seinen Blick erwiderte. Sie hatte schöne dunkle Augen, dachte er und er folgte ihrem Blick. Ihr Kopf blieb fast reglos und ihre Augen wanderten zum Kellner, der neben dem Tisch des alten Mannes stand. Das silberne Tablett mit dem Cappuccino spiegelte sich auf den polierten Mahagonitisch, und der Rauch der Pfeife hatte einen elliptischen Ring gebildet, der vor dem Kellner – wie eingefroren – stehen blieb. Der Kellner hatte den Mund weit geöffnet und verharrte dort mit dem Cappuccino wie eine Salzsäule, völlig reglos. Ihre dunklen Augen bewegten sich zu dem alten Mann und er hob den Kopf um ihren Blick erwidern zu können, er fasste sich mit der linken Hand an seinen weißen Bart, strich ihn glatt, griff nach seinem Buch und klappte leise es zu.

Der Postkartenschreiber sah sie an, war fasziniert und erschreckt von ihren dunklen warmen Augen, voller Lebenskraft, die ihn wieder ins Visier nahmen.

Ihre Augen zogen ihn in einen Bann, dem er nicht entkommen konnte.

Die Wanduhr tickte laut.

Sie fasste mit der rechten Hand unter ihr dickes Gewand.

Dunkles Blut tropfte langsam an ihrer linken Brust entlang.

Ihr Gesicht erstarrte in einer Mimik des Entsetzens.

Sie riss an einer Schnur.

***

In der Stille des Raums knirschten die Schritte, hell vom zerborstenen Glas, etwas dunkler von zersplitterten Stühlen und Tischen, dumpf von den Tischdecken, manche Schritte waren weich und fast lautlos, jeder Schritt hatte seinen eigenen Klang, seine eigene Geschichte.

Behutsam mit jedem Schritt ging ein Mann durch den Raum und er sah sofort, dass er hier nichts mehr tun konnte. Er erblickte eine zerfetzte Postkarte, er hob sie auf, warf einen Blick darauf und sah ein Stück der Abbildung: eine Zeitung, eine Hand und einen Bierbauch. Er dreht den Fetzen um und las:

Halli hallo meine Süße, …

 

Die Glasmurmeln, Prolog 2. Teil

Inhaltsverzeichnis

31° 47′ N, 35° 13′ O

1995-07-27T17:11+02:00

(1 Tag später) (Koordinaten anpassen… soll im Gazastreifen sein…)… direkt an der Grenze!!!

Die beiden Jungen kicherten und konnten nicht mehr damit aufhören. Doch es war schon spät, und es war Zeit heimzugehen.

Shalom

„Salam“, erwiderte der Junge, winkte seinem Freund zu und machte sich auf den Heimweg. Er kicherte immer noch.

Er trug ein kleines Säckchen mit Glasmurmeln und warf es freudestrahlend hoch, so als wären Goldmünzen darin. Klicker hatten sie gespielt, und geschummelt hatten sie, im gegenseitigen Einverständnis, bis jeder die Glasmurmeln hatte, die er besonders schön fand.

Den ganzen Nachmittag hatten sie miteinander verbracht, auch wenn es Manche nicht gerne sahen. Sie kannten noch keinen Hass, und ihre Eltern hatten nichts dagegen.

Es roch nach gegrilltem, etwas verbranntem Fleisch. Er wunderte sich etwas, denn er hatte nichts davon gehört, dass die Nachbarn grillen wollten.

1Er ging die breite Straße entlang, gesäumt von hohen Dattelpalmen, die bereits lange Schatten auf die Straße warfen. Er sah auf dem Gehweg eine schneeweiße Katze, lang gestreckt lag sie da, um den Hals ein rotes Seidenhalsband. Es war seine Katze und sie wartete bereits auf ihn. Er rief sie. Sie drehte den Kopf zu ihm, sie erkannte ihn. Die Katze richtete ihre Vorderpfoten auf, bewegte eine Vordertatze, bewegte die andere Tatze nach vorn und wieder zurück, blieb stehen. Er rief sie. Sie bewegte ihre Vorderpfoten und robbte auf ihn zu, die Hinterläufer zog sie nach wie einen Pflug. Sie blieb stehen.

Er erstarrte, ließ das Säckchen mit den Murmeln fallen – die

Zeit anhalten

 Murmeln fielen aus dem Säckchen und kullerten auf dem Gehweg in alle Richtungen – und starrte mit großen Augen zu seiner Katze. Er stolperte über die Murmeln, stand auf und rannte auf die Katze zu. Er hörte Hubschrauber. Er rannte so schnell er konnte. Er sah Rauch.

Er stand vor seiner Katze und beugte sich zu ihr runter. Sie war offenbar verletzt, aber er konnte keine Wunde sehen. Er hockte sich hin, streichelte seine Katze, sie schrie, sie schrie vor Schmerzen. Er blickte zu seinem Elternhaus. Er sah Rauch. Die Katze schrie. Er stand auf. Er sah zu seiner Katze, blickte zu dem Rauch und rannte zu seinem Elternhaus. Menschen standen stumm um einen Trümmerhaufen. Es war sein Elternhaus. Er hörte Hubschrauber. Es wurde leiser. Er lief auf den Trümmerhaufen zu. Die Katzenschreie wurden schwächer. Er roch verbranntes Fleisch.

Er taumelte die Trümmer hoch, ein Mann hielt ihn fest, er riss sich los, taumelte weiter, eine Frau hielt ihn fest, er riss sich los.

Er stolperte, das Knie blutete. Er stand auf und blickte auf den Trümmerhaufen und ging langsam auf einen verbrannten Körper zu, Arme und Beine konnte er nicht sehen, nur einen Kopf und einen Torso.

 Ein goldenes Amulett blinkte in der frühen Abendsonne hervor. Metallstücke lagen um den Torso, hier an der Stelle, wo eben der Gasherd war, die Küche, das Haus.

Er erkannte das Amulett, seine Mutter trug es immer.

Er griff nach dem glühend heißen Amulett und nahm es in die Hand. Blitzlichter trafen ihn aus allen Richtungen. Er stand da auf dem Trümmerhaufen, um ihn herum – in sicherer Entfernung – standen Menschen, er hielt das Amulett in die Hand, es brannte sich in seine Haut, doch er spürte den Schmerz nicht, er spürte gar nichts mehr, nur ein seltsames Gefühl beschlich ihn, ein Gefühl, das er noch nicht kannte.

Dr. Jasmin Wong, Prolog 3. Teil

Inhaltsverzeichnis

13° 37′ N, 25° 21′ O

2013-10-17T11:21+03:00

(18 Jahre später)

 

Die breite Treppe führte hinunter in den großen Raum ohne Fenster. Sie stand oben auf dem Podest und blickte zufrieden hinab, denn einer lebte, wie vorhergesagt. Kammeraperspektive!

Ihr langes, glattes schwarzes Haar, ihre dunklen Augen, und ihr schwarzes knielanges Kleid  von Jil Sander standen in krassem Kontrast zu dem titanweißen Kittel, den sie offen trug. In der Hand hielt sie einen roten Kugelschreiber, und sie ließ ihn in einem monotonen Rhythmus auf und zu schnappen. Das rhythmische  Klicken überflutete den stillen Raum.

Der Raum war spärlich möbliert. Lediglich zwei Betten und zwei bewegliche Beistelltische auf denen allerlei elektronische Gerätschaften standen, gehörten zur Ausstattung des Raums. Die verchromten Bettgestelle wirkten genauso steril wie die graublauen Wände. Und obwohl man keine Lichtquellen ausmachen konnte, wirkte der Raum als wäre er in zartes Licht getaucht. Die beiden Betten wurden durch einen stilvollen Wandschirm getrennt auf dem das chinesische Symbol für Yin und Yang abgebildet war. Die Stufen der offenen Treppe ragten grotesk bis in die Mitte des großen Raums.

Auf der linken Seite standen zwei große Männer am Bett und verpackten die Leiche. Sie trugen Schutzanzüge. Sie wussten, dass diese Vorsichtsmaßnahmen nicht mehr erforderlich waren, doch sie hatten Angst, denn sie wussten auch, gestern war er noch quicklebendig.

Die Gesichtszüge des Verstorbenen wirkten friedlich. Er hatte wohl keinen spektakulären Todeskampf erleiden müssen. Nur ein wenig dunkles Blut ist aus seinen Ohren ausgetreten. Auf dem Kopfkissen wirkte das Blut ganz schwarz.

Vom Podest aus blickte sie zu dem Überlebenden, der sie mit großen angsterfüllten Augen ansah. Er hatte es noch nicht ganz begriffen. Die Sache war vorbei. Er hatte überlebt.

Nur langsam zeichnete sich in seinem Gesicht ein Lächeln der Erleichterung ab, das er mit einem wohlwollenden Nicken nach oben zu der schönen, zierlichen Frau mit dem Jil Sander Kleid richtete. Er verdankte ihr schließlich sein Leben, das wusste er.

Die Männer hatten den toten Körper in eine weiße Schutzhülle verpackt und einer der Beiden nahm die zweite Schutzhülle und legte sie ordentlich auf das Bett des Überlebenden. Er hob sie noch einmal hoch, faltete sie noch ordentlicher ohne einen Blick auf den Überlebenden zu werfen, und legte sie akkurat ans Fußende des Bettes.

Sie kam die Treppe hinunter und ging zum Bett des Überlebenden. Einer der großen Männer reichte ihr ein kleines Tablett aus Edelstahl, auf dem ein dunkelblaues Tuch, darauf zwei Wattebällchen und eine kleine aufgezogene Einwegspritze mit einer dünnen Nadel lagen.

Sie nahm ein Wattebällchen und die Einwegspritze, drehte sich zu dem Überlebenden um und sah ihn mit einem warmen freundlichen Lächeln an.

„Ich gebe Ihnen jetzt eine Spritze“ sagte sie im ruhigen Ton und deutete mit der Spritze auf seinen Arm.

Er streckte ihr bereitwillig den linken Arm aus.

Er lächelte sie an.

Sie setzte die Spritze an, drückte den Inhalt gemächlich in die Vene und presste, während sie die die Nadel aus dem Arm zog, das Stück Watte auf die Einstichstelle. Sie deutete mit einer Kopfbewegung auf seinen rechten Arm und der Überlebende packte mit seinem rechten Zeigefinger das Wattebällchen und drückte darauf.

„Sie können gleich hier bleiben und räumen Sie den ganzen Raum leer“ sagte die zierliche Frau zu den beiden Männern.

Die beiden Männer antworteten nicht und begannen, die elektronischen Gerätschaften auf ein fahrbares Regal zu stellen.

Sie ging die Treppe hoch.

Vom Podest aus nickte sie dem Überlebenden kurz zu und blickte wieder zur anderen Seite. Ihr Blick wirkte zufrieden. Sie war zufrieden. Die Leiche war verpackt, und übrig blieb nur ein schwarzer Fleck auf dem Kopfkissen.

Ein schöner Traum, Prolog 4. Teil

Inhaltsverzeichnis

13° 37′ N, 25° 21′ O

2014-10-17T11:21+03:00

(Achtung, sein Bruder, der Nachkömmling muss hier vorkommen, damit Aripinar Kemal die EINE Person bei den Gräbern sehen kann und der Leser sich erinnert…)

Er war so  müde, hier im Paradies. Nur die Fliegen, die an seinen Lippen kitzelten, störten ihn heute.

Müde war er, hier im Paradies. Nur die Fliegen, die an seinen Lippen kitzelten, störten ihn heute. Wenn er sehr hungrig war, hatte er sie auch schon mal gegessen, doch sie schmeckten nicht so gut wie Ameisen. Aber heute war er satt, vom gekochten Reis, mit guten Gewürzen. Das war lecker. Und das Wasser, das er trank, war so klar wie er es noch nie gesehen hatte.

Doch er war so müde an diesem frühen Nachmittag, noch nie war er so müde. Seine Eltern schliefen bereits, und seine kleine Schwester lehnte schläfrig an ihm.

Er sah aus der Behausung ins Freie, auf den belebten Platz.

Bunt und lebendig war die Welt da draußen, nur ein paar Meter von ihm entfernt. Ein junges Mädchen hüpfte und tanzte nicht weit von ihm. Schön war sie. Sie war so schön. Sie trug ein helles Leinentuch, und es war ganz sauber. Sie hatte sehr dunkle Haut, fasst schwarz, sie war hoch gewachsen, und in ihrem sauberen Leinentuch sah sie für ihn aus wie eine Prinzessin.

Seine kleine Schwester schlief schon (bereits), und er legte sie vorsichtig auf einer Strohmatte. Er bemerkte auf seinem Oberschenkel etwas Blut. Es war nicht viel, nichts worüber er sich hätte Sorgen machen müssen. Auch war er viel zu müde, darüber nachzudenken.

Das schöne Mädchen mit der schwarzen Haut und dem hellen, sauberen Leinentuch lachte fröhlich und winkte ihm zu.

Sie hüpfte und tanzte.

In Nubien, hatte er mal gehört, sahen sie so aus.

Morgen schon würde er mehr wissen, würde zu ihr gehen, zu seiner Prinzessin, und er freute sich schon darauf, aber jetzt war er müde und musste schlafen.

Er legte sich auf seine Strohmatte und schloss die Augen, das schöne Mädchen in seinen Gedanken hüpfte und tanzte nur für ihn. Vielleicht war es ja eine vertriebene Prinzessin und wenn sie ihn als Mann nähme, dann würde er König von Nubien. Er würde neben ihr sitzen, mit dem Zepter in der Hand und auch ein schönes Tuch tragen, mit Gold verziert, und man würde ihm frische Luft zufächeln.

Es wird ein schöner Traum.

 

Er wachte nicht mehr auf.

Kapitel 1

Inhaltsverzeichnis

Nastasja Alexandrowna in Aachen

(das noch einmal überarbeiten… Aussicht auf Dom nicht möglich vom Marktplatz)

Vor neun Jahren hätte sie noch nicht einmal davon träumen können, viel zu weit war es, als dass es ihr in den kühnsten Träumen in den Sinn gekommen wäre.

Und jetzt saß sie einfach nur da und genoss den Sonnenschein. Sie saß draußen an einen der vielen leeren Tische, auf einen gemütlichen Stuhl in hellem Korbgeflecht. Die Sonne schien freundlich vom azurblauem Himmel hinab, und nur ein kleines dunkles Wölkchen stand – als wüsste es nicht wohin – wie festgenagelt am Himmel.

Vorbeikommende Passanten warfen auf dem Kopfsteinpflaster des Markplatzes lange Schatten.

Es war windstill, honiggelb leuchteten große Ahornblätter in der Sonne und fielen vorsichtig zu Boden, und im schräg einfallenden Licht glitzerte die zarte Rinde der Baumkronen bereits durch.

Trotz strahlendem Sonnenschein erwärmte sich die Luft kaum, und so war es schon recht kühl an diesem Nachmittag, hier in Aachen, und hin und wieder schwappte einem bereits der süß-würzige Geruch der Aachener Printen und anderes Weihnachtsgebäck in die Nase.

Es war Herbst.

Der Sommer soll wunderschön gewesen sein, doch da hatte sie keine Zeit und ihn auch fast gar nicht bemerkt, aber der Zeitaufwand im Sommer war erforderlich und hatte sich wirklich gelohnt, und jetzt konnte es bald weitergehen, wieder ein paar Zeitzonen in Richtung Westen.

Jetzt aber saß sie einfach nur da und genoss den Sonnenschein und die Ruhe und etwas Erholung konnte sie gut gebrauchen, denn viele neue Eindrücke würden auf sie warten – mehr als sie ahnen konnte.

Sie blickte zum Tisch – moosgrün war die Tischdecke (weiches grob gewebtes Gummi, moosgrün – und sah auf ihren großen Milchkaffee, es war ein großer Keramikbecher mit leuchtend roten und orangefarbenen Rosen bedruckt.

Sie nahm den Milchkaffee in die Hand, wärmte ihre Hände daran und mit einem Lächeln betrachtete sie den Keramikbecher.

„Wo die den wohl hergekramt haben“, dachte sie.

Sie trug eine schwarze gehäkelte Mütze, die ihre hohe Stirn kaum bedeckte, und ihre blonden leicht gelockten Haare zottelten aus der schwarzen Kopfbedeckung bis zu den Schultern und verteilten sich unordentlich auf ihre schwarze Strickjacke.

Ihre algengrünen Augen funkelten in der Sonne und entspannt ( und  auch voller Erwartung…)sah sie auf das alte und prächtige Aachener Rathaus.

… warm und kalt wurde ihr… gedankenverloren wurde ihr warm und kalt…

In Krasnojarsk, einst von den Kosaken gegründet und später Ort der Verdammten – der Dekabristen – war es nie (in dieser Jahreszeit ) so warm, kam ihr in den Sinn, und ihre Gedanken verloren sich in die Zeit als sie noch in Russland war.

Als Kind…

Vom Tok-Mak-Granitfelsen aus hatte man märchenhafte Ausblicke auf das weite Umland und konnte die Größe der Welt fast erahnen. Endlose Fichtenwälder bedeckten das Land wie ein wärmender Mantel und nur die hellgrauen Granitfelsen ragten wie Nadeln aus der dichten Fläche empor. (…) Der modrig und doch frische Geruch des Waldes und der ätherische Duft der unzähligen Fichten lagen wieder in der Luft.

Als Zwölfjährige hatte sie den Tok-Mak das erste Mal mit ihrem Vater an einem schönen Wochenende erklommen, und das war für ein Kind im Alter von 12 Jahren eine beachtliche Leistung, denn nur Geübte schafften es, die steilen – teils senkrechten – Felsen  zu ersteigen. (der mineralische Geruch des Steines, Duft des Mooses, Moosgeruch ) Lange hatte sie dafür quengeln müssen, und ebenso lang musste sie ihre Technik im Klettern erlernen, und mit akribischer Pedanterie verfeinerte sie ihre Klettertechnik, sodass ihrem Vater schließlich alle Argumente ausgingen.

Es stimmte, der Aufstieg war wirklich Kraft raubend und riskant, aber der Ausblick rechtfertigte jede Anstrengung, und von hier oben konnte man sogar – dachte sie als Kind – die Erdkrümmung sehen.

Seit ihre Mutter bei einem Unfall gestorben war, fuhr ihr Vater etwas seltener als zuvor mit ihr an schönen Wochenenden raus zur Hütte, die nah am Stolby-Nationalpark lag. Es war eine beschauliche Holzhütte, die nach und nach liebevoll eingerichtet worden war. Den großen offenen Kamin hatte noch Großvater aus dem hellgrauen Granit geschlagen und sie sah wieder das Bild, wie Großvater auf dem mächtigen Schaukelstuhl vor dem Kamin saß, in der Hand ein Glas Wodka in dem sich die Flammen des Kamins reflektierten und ein geheimnisvolles Farbenspiel darboten. Er schimpfte immer über die Politik und lobpreiste die Dekabristen, die – beflügelt von der französischen Revolution – das Zarenreich in eine Republik umwandeln wollten. Doch das war( schon damals)lange her, und Großmutter sagte jedes Mal, er solle doch endlich mit dem dummen Geschwätz aufhören. Diese Szene wiederholte sich immer wieder und Vater und Mutter schmunzelten jedes Mal darüber.

Running Gag würde sie es heute nennen.

Es war eine schöne Zeit in der gemütlichen Holzhütte, doch es wurde immer leerer, seit Großvater starb, Mutter den Verkehrsunfall hatte und Großmutter zu alt wurde, für den beschwerlichen Weg zur Hütte.

Auch Vater verlor langsam das Interesse an den Ausflügen, obwohl er damals immer sagte, dass es die beste Art der Erholung sei, raus aus dem Labor, raus aus die Stadt, raus in den Nationalpark in die frische Luft. Großmutter sagte, es läge an der Arbeit, da hatte sich einiges geändert und er dürfe darüber auch nicht sprechen, mit Keinem. So kam es immer häufiger vor, dass er sich mit Wodka betäubte und zunehmend sich von der Außenwelt isolierte.

Noch einmal konnte sie ihn zu einem Kletterausflug zur Hütte überreden. Sie hatte schon alles gepackt und Großmutter hatte bereits die üppigen Proviantpakete rausgelegt. Der Himmel war an diesem Freitagnachmittag kristallblau und er hätte jeden Moment eintreffen müssen.

Da riefen sie an.

Er hatte einen Arbeitsunfall, sagten sie.

Er würde nicht so bald nach Hause kommen.

Was hatte er, dass man ihn nicht einmal besuchen konnte?

Was für einen Arbeitsunfall konnte ein Biologe denn schon haben?

All die Fragen beantworteten sie nicht.

Er kam nicht mehr zurück, nicht einmal für eine Beerdigung.

Die schöne Holzhütte hatte sie nie wieder besucht.

…Der Reisetag war , im Kopf an diesem Tag …

An ihrem 16. Geburtstag stand sie am Ufer des Jenissej Fluss, sah auf den breiten Wasserlauf, wie er mit Ruhe und unnachgiebiger Beständigkeit seinen Weg fortsetzte, ins tiefe kalte Sibirien, bis er schließlich in die Karasee mündet und in den Weltmeeren einen neuen Weg suchen und finden wird.

Zwei Wochen war es jetzt her, als Großmutter starb.

Sie sah über die ausgedehnte Wasserfläche zum anderen Ufer. Da irgendwo musste die schöne Holzhütte sein und sie hielt den Schlüssel der Hütte in die Hand, warf einen Blick darauf und sah wieder auf den Fluss, auf die Schiffe, wie sie am Kai anlegten. Sie hatte hier in Krasnojarsk gar keine Verwandten. Hatte sie überhaupt irgendwo Verwandte?

Der Schlüssel für die urige Holzhütte musste genauso alt sein, wie die unbewohnte Hütte selbst.

Das dunkle Wasser spiegelte funkelnd die weißen Schönwetterwolken wider.

Was sollte sie hier in Krasnojarsk?

Sie sah, wie große Schiffe am Kai ablegten.

„Nastasja Alexandrowna!“ rief eine weit entfernte Stimme.

Sie war wieder auf den Marktplatz in Aachen, hielt ihren Milchkaffe in die Hand, den schönen Keramikbecher mit roten und orangefarbenen Rosen bedruckt. Ein Rosenbecher.

„Hi Wolfgang“ sagte Nastasja, als hätte man sie aus dem Schlaf gerissen.

Wolfgang stand mit seiner verwaschenen Jeans, seinem olivefarbenen Parker und seinem strubbligen dunkelblonden Haar direkt vor Nastasja.

„Nastasja, bist du schon in Boston?“, fragte Wolfgang.

„Nein, setze dich doch“, sagte sie in ihrem russischen Akzent, obwohl sie eigentlich lieber allein gewesen wäre.

Wolfgang war ihr Exkommilitone und Exfreund. Die Beziehung dauerte nicht lange, vielleicht einige Monate, was für Nastasja aber schon sehr lang war. Mit der Zeit waren sie gute Freunde geworden.

„Und wann geht’s ab nach Usa?“ fragte Wolfgang. Er hatte seinen kleinen Rucksack schon halb ausgezogen, blieb aber noch stehen. Sie hatten sich einige Zeit nicht gesehen.

„In fünf Wochen, vielleicht.“

„Das geht aber fix, gerade erst das Diplom mit Auszeichnung bestanden, und schon geht’s weiter?“ sagte Wolfgang und atmete tief durch. Er war nicht glücklich darüber. P. von Wolfgang

PERSPEKTIVE!

„Du weißt doch“, sagte Nastasja, „entweder habe ich Heimweh oder Fernweh, immer eines davon… und rückwärts läuft die Zeit nicht.“

Nastasja schloss ihre Augen zu einem Lidschlag.

Das gefiel ihm. P. von Wolfgang … wusste Nastasja

Jederzeit konnte er sich in diesen göttlichen Lidschlag, der eine kleine Ewigkeit dauerte, wieder verlieben. Wenn er die geschlossenen Augen betrachtete, ihr ebenes Gesicht, ihre helle Haut, fein wie Porzellan und die algengrünen Augen öffneten sich langsam – wie in Zeitlupe –  war er immer wieder verzückt von diesen schönen klugen Augen.

Und er verbarg es auch nicht.

“Ich schmilze“ sagte Wolfgang halb scherzhaft und gestikulierte so, als würde er vor Erregung jeden Moment in Unmacht fallen.

„Ich schmelze“ korrigierte Nastasja trocken.

„Du auch?“ fragte Wolfgang, sah Nastasja mit einer erhobenen Augenbraue (fast so gut wie Spok) fragend an und faste mit seiner Hand über seinen Ziegenbart. Seine graublauen Augen lachten sie an.

„Setze dich schon“ sagte Nastasja schließlich und schmunzelte kopfschüttelnd.

Wolfgang zog endlich seinen gelb-schwarzen Hightech-Rucksack aus, der überhaupt nicht zu seiner legeren Kleidung passte. Mit gekonnt gespielter Lässigkeit warf er den Rucksack in einen Korbstuhl und setzte sich Nastasja gegenüber.

„Ist es noch nicht sicher?“ fragte Wolfgang.

Nastasja blickte ihn fragend an.

„Ich meine, dass du am MIT promovieren wirst. Du hast ‚vielleicht’ gesagt“ sagte Wolfgang.

„Ach so. Doch, das ist schon sicher. Es kann sich nur um ein oder  zwei Wochen verschieben“

„Wegen deinem russischen Pass?“

„Nein, der bereitet keine bürokratischen Schwierigkeiten. Prof. Johnson ist nur nicht da, er ist auf einem Kongress und …“

„Dann will er dich persönlich begrüßen? Ein richtiger Gentleman.“ Wolfgang lachte.

„Ja, eigentlich schon. Es war aber geplant, dass mich Dr. Baluch einführen wollte…“

„Dr. Michael Baluch?“

„Ja.“

„Den Namen kenne ich irgendwoher.“

„Der hatte die Ameisen in Südamerika entdeckt, die ein besonderes Antibiotikum auf dem Rücken tragen. Er ist der Indiana Jones unter den Virologen.“

„Ach ja, ich habe den Artikel im ‚Spiegel’ gelesen. Der krabbelt immer im Urwald rum.“

„Ja.“ Nastasja schmunzelte.

„Aber was hat ein Virologe mit Antibiotika …“

„Eigentlich nichts, es war ein Zufallsfund. Na ja, aber dieser Dr.  Baluch ist vermutlich auch nicht da, aber das ist eben noch sehr unsicher.“

Der Kellner kam zum Tisch.

„Was darf ich noch bringen?“ fragte er. Der Kellner war groß und hatte dunkle kurze Haare. Er sah noch sehr jung aus und war vermutlich ein Student aus den ersten Semestern.

„Ein Kaffee, bitte“ sagte Wolfgang.

Der Kellner notierte und sah Nastasja sehr freundlich an.

„Noch einen Milchkaffee?“

„Ja“ sagte sie und lächelte den jungen Studenten an. „Kann ich wieder so einen schönen Becher haben?“

„Dann muss ich deinen leeren Becher mitnehmen. Wir haben nämlich nur einen davon“ sagte er und nahm den leeren Keramikbecher, den Nastasja ihm darreichte, entgegen. Er lächelte Nastasja an.

„Mein Kaffee aber ohne Kuhsaft“ sagte Wolfgang.

„Geht klar“ sagte der junge Kellner und verdrehte die Augen als er sich dem Tisch abwandte. „Spinner“ dachte er. Perspektive!

„Was sollte denn das?“ fragte Nastasja.

„Er hat mit dir geflirtet.“

„Wolfgang.“

„Er hat.“

„Vielleicht. Warum auch nicht.“

Wolfgang sah dem Kellner nach.

Nastasja drehte sich und sah durch das Fenster zur Theke.

„Er sieht doch gut aus“ sagte sie.

„Ich find’ mich hübscher“ sagte Wolfgang, zupfte seinen Ziegenbart zurecht… und  (Er) schmunzelte in sich hinein.

Nastasja sah ihn prüfend an und kicherte.

„Dein Ziegenbart jedenfalls ist unübertroffen.“

Er lehnte sich weit in den gemütlichen Korbstuhl, streckte sich, nahm seine blaue Packung Zigaretten und sah Nastasja mit einem Lächeln an. Pfui die #Formulierung

„Du gestattest?“ sagte er und steckte sich eine Zigarette an, er zog daran, inhalierte so tief, als hätte er eine Ewigkeit keine Zigarette mehr geraucht.

„Themawechsel“ sagte er.

Der Kellner kam, stellte höflich den Kaffee vor Wolfgang und hob den Keramikbecher mit dem Milchkaffee hoch, so als hätte er den ersten Preis eines Schönheitswettbewerbes in die Hand. Die aufgedruckten Rosen leuchteten in der Sonne. Er stellte ihn vor Nastasja auf die moosgrüne Tischdecke.

„Danke schön“ sagte Nastasja.

Wolfgang sagte nichts und der Kellner verschwand schnell.

Wolfgang grinste.

„Themawechsel“ sagte er. „Jetzt aber wirklich.“

„Ja, bitte.“

„Was weißt du eigentlich über diese merkwürdige Seuche im Sudan? Man hört in den Medien nichts mehr.“ … wie kommt Wolfgang darauf? … Erklären!

„Ich weiß vermutlich nicht viel mehr darüber, als du. Ich hatte mir zwar so viel Medienberichte wie möglich gesammelt, aber…“

„Ein heißes Promotionsthema?“

„So dachte ich, aber dann verpuffte auch alles wieder. Keine Ausbreitung, kein Erreger, nicht mal… nicht mal Kranke und…“ Sie zögerte. „…auch keine Angehörigen, die davon berichten konnten.“ Sie hob abwinkend die Hand. „Es ist nicht einmal eine Symptomatik bekannt und es konnten auch keine Krankheitserreger gefunden werden. Nichts, einfach nichts“

Sie nippte an ihren Milchkaffee.

Wolfgang beugte sich zu ihr rüber.

„Was, wenn da Menschenversuche gemacht werden?“ sagte er so leise, als wäre es gefährlich darüber zu sprechen.

Nastasja verschluckte sich.

„Hast du wieder irgendwelche Internetseiten von verrückten Verschwörungstheoretikern angeklickt?“ sagte sie.

„Ja“ gestand Wolfgang freimütig und warf seine Zigarettenpackung von der einen Hand zur anderen und wieder zurück. „Verschwörungstheorien find’ ich klasse. Aber vielleicht ist da wirklich ’was dran. Na ja, vielleicht gibt’s bald neue Infos, wenn du erst mal in Boston bist.“

„Ich glaube nicht, dass es noch neue Informationen geben wird. Aber etwas seltsam fand ich die Sache auch, denn da sind schließlich an einem Tag etwa – ich glaube – 700 Menschen gestorben. Vielleicht aber auch an Entkräftung oder vor Hunger.“

„Aber warum gab es in den Medien so einen Aufschrei?“

„Tödliches Killervirus als Headline ist sehr spannend und seid der Deutschen Grippe verkaufen sich solche Schlagzeilen noch einmal so gut.“

„Auf dieser Internetseite stand auch `was über die Deutsche Grippe. Wusstest du, dass nach der Grippe die Zahl der Arbeitslosenzahlen von 5 auf 2 Millionen gesunken war, oder dass sowohl die Rentenkassen als auch die Pflegekassen danach überquollen?“

„Ja, weil die begrenzten Impfstoff-Reserven und die – schlecht wirksamen – antiviralen Medikamente nach wirtschaftlichem Nutzen verteilt wurden.“

„Und Ärzte bei ebay den Impfstoff versteigert haben“

„Ich hatte davon gehört. Ich war damals ja noch in Russland. Aber das heißt nicht, dass das Virus absichtlich in Umlauf gebracht wurde.“

„Nur komisch, dass ausgerechnet ein Mitarbeiter vom Robert-Koch Institut Patient Zero war.“

„Manches fand ich auch seltsam, aber du weißt auch, dass die Weltverschwörungstheoretiker alle Informationen, die nicht in ihrer Theorie reinpassen, ignorieren, oder so zurecht biegen, wie es ihnen am besten passt.“ Im Übrigen: Verschwörungstheorien sind im besonderem Maße ÜBERLOGISCH…

Wolfgang grinste. … in seinen Ziegenbart hinein…

„Spannend ist es aber trotzdem.“

„Ja, aber vom Sudan hatte ich mir ein Promotions-Thema vorgestellt und keine spannende Story“

Wolfgang lehnte sich wieder weit in den Korbstuhl zurück, verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Er sah Nastasja an und versuchte einen strengen Gesichtsausdruck zu mimen.

PERSPEKTIVE!

„Was macht dein Parkett? fragte er mit verstellter Stimme.

„Themawechsel“ sagte Nastasja. Sie versteckte ihr Gesicht hinter dem Rosenbecher und ihre grünen Augen blitzten lachend hervor. Sie bewegte den Becher hin und her und auch den Kopf  bewegte sie hin und her, so als könnte sie sich hinter ihren Milchkaffee ganz verstecken.

„Nur ganz wenige Wachsflecken“ sagte sie.

„Soll ich es diesmal machen? Ist vielleicht besser.“

Wolfgang erinnerte sich noch gut an Kerzenwachsflecken und noch besser an die Wohnungsabnahme:

Sie hatte in der alten Wohnung einen hässlichen Linoleumboden, der nicht einmal ein Echter war, zudem war er alt und gammelig. Da waren Kerzenwachsflecken, und er gab Nastasja einen guten Tipp, wie er fand.

Bügeleisen und Tuch.

Sie erinnerte sich.

Ja, die Adhäsionskräfte lassen das flüssige Wachs in das Gewebe kriechen. Du bist ein Schatz.

Das Ergebnis war verheerend. Das Wachs war weg, der Plastikboden auch. Stattdessen waren nun hie und da ein paar Brandflecken zu sehen. Die meisten waren klein, doch genau in der Mitte des Raums bildete ein schwarzer Fleck – wie ausgestanzt – ein Bügeleisen ab.

Das war eine Katastrophe, doch sah es Nastasja nicht ein, dass sie wegen dieses vergammelten Plastikbodens möglicherweise einen Teil oder gar die gesamte Kaution nicht mehr zurückbekam. Vermieter sind ja meist ausgefuchst, aber das war sie auch, dachte Nastasja. Sie musste sich etwas einfallen lassen, und er auch, auch wenn er sich nicht gerade schuldig fühlte.

Der falsche Linoleumboden hatte eine unsägliche Marmorstruktur, und so kam ihm die Idee, dass man dies mit Künstlerölfarbe – die er noch hatte – leicht nachmalen könnte.

Er hatte das gemacht, und es war gut gelungen wie ihm Nastasja bestätigte. Es sah täuschend echt aus, ganz in ihrem Sinn.

Die Wohnungsabnahme war schon bald und die Farbe wurde und wurde nicht trocken.

Die wohlhabende Vermieterin war sehr alt und höchstwahrscheinlich auch kurz- und weitsichtig. Sie war auch nicht mehr gut zu Fuß und so konnte man sie leicht an den neuralgischen Bodenflächen – insbesondere den großen Fleck in der Mitte des Raums – vorbeiführen. Das war gemein, aber auch gerecht, dachten sie, denn die Farbe würde ja irgendwann trocknen und stellte wohl kein Qualitätsmangel dar.

Das gab Hoffnung auf eine erfolgreiche Wohnungsabnahme und entspannte die Wartehaltung etwas.

Am Tag der Wohnungsabnahme hatte die Vermieterin reichlich Haarfestiger gebraucht, und das Haar schimmerte in hellen Blau- und Lilatönen. Doch sie kam nicht allein, sie brachte ihre Tochter mit, die mit streng nach hinten gekämmten Haar, strengem Blick – sie trug Stöckelschuhe und ein biederes Kostüm – die Wohnungsabnahme vornahm.

Und die Farbe war immer noch nicht trocken.

Fleißig wie eine Biene und mit ungeahntem Bewegungsdrang inspizierte sie die Wohnung.

Ein Tanz der Ablenkung begann.

Während er die Vermieterin mit einem Gespräch – Sie erzählte irgendetwas über Kartoffel-Grateng – in Schach hielt, versuchte Nastasja immer nah an der Tochter der Vermieterin zu sein. Durch geschickte Gesten und Bewegungen versuchte sie, die Schritte der Tochter derart zu beeinflussen, dass sie nicht auf die Farbe trat. Schließlich war die Wohnungsabnahme abgeschlossen und es gab keine Beanstandungen. Alle Vier standen in der Mitte des Raums und tauschten neben Formalitäten Smalltalk aus. Die Tochter kam sehr nahe an Nastasja heran und bedrohlich nah an dem Bügeleisenfleck, um den sie herumstanden. Souverän reagierte Nastasja und näherte sich der Tochter, in der Annahme, sie würde dann wieder einen Schritt nach hinten machen. Doch die Tochter kam auch näher. War sie lesbisch? Hatte sie sich in der kurzen und – notwendigerweise – nahen Verbundenheit während der Wohnungsabnahme in Nastasja verliebt?

Die Tochter trat mit dem rechten Absatz in die feuchte Farbe, gab Nastasja das Kautionssparbuch und machte einen Schritt zurück. Sie bewegte ihren rechten Schuh scharrend auf dem Boden. Die Farbe klebte etwas am Absatz.

Sie blickte nach unten.

Ein schwarzer Fleck.

Die Vermieterin blickte nach unten.

Ein schwarzer kreisrunder Fleck.

Nastasja und er sahen nach unten.

Ein schwarzer Fleck hatte den exakten Umriss des  klebrigen Absatzes, kreisrund.

Nastasja sagte:

„Haben Sie eigentlich schon eine Nachmieterin gefunden? Am Schwarzen Brett im Karman Auditorium werden solche Aushänge gerne angebracht.“

Die Vermieterin und ihre Tochter sahen sich an und blickten dann zu Nastasja.

Nastasjas Gesicht strahlte so freundlich, unbefangen und unschuldig, wie es ihr in dieser prekären Situation nur möglich war.

„Ich könnte ein paar Aushänge mitnehmen. Das Semester beginnt ja bald und …“

„Das wäre aber lieb“ sagte die Tochter. Sie lächelte Nastasja sehr freundlich an.

„Ja, das ist wirklich sehr liebenswürdig von Ihnen“ sagte die alte Vermieterin.

Hatten sie es übersehen, oder gar übersehen wollen?

Im Rückblick betrachtet konnte er über dieses Possenspiel sogar schmunzeln, doch wollte er es nicht noch einmal erleben.

Der Einzug in die neue Wohnung verlief reibungslos.

Die neue Wohnung hatte Vorteile. Sie war nur ein Katzensprung von der Uni entfernt und hatte ein schönes, neues Parkett in der ganzen Wohnung liegen. Und sie hatte einen Nachteil.

Das wild wuchernde Efeu an der Hausfassade war ein kleines Biotop und beherbergte viele Kleinsttiere, darunter auch Spinnen, viele Spinnen, und sie schafften es immer wieder, in Nastasjas Wohnung zu gelangen.

Dann rief sie an.

Eine Spinne, eine Spinne, direkt über dem Bett.

Ein Schrei.

Jetzt kommt sie auf das Bett, sie krabbelt unter das Bett. Die ist ganz groß. Riesengroß. Und schnell.

Und so machte er sich mal wieder auf den Weg zu ihr, um die Spinne zu jagen. Selten fand er sie auf Anhieb. Meist musste er das Bett oder andere Möbelstücke verrücken, um an die Spinne heranzukommen. Manchmal fand er sie gar nicht. Dann nahm er ein Haushaltstuch und tat so, als hätte er sie gefangen.

Und dann folgte immer der gleiche Dialog, der sich allenfalls um Nuancen unterschied:

Hast du sie wirklich?

Ja, soll ich sie dir zeigen?

Nein! Spüle sie die Toilette herunter.

OK.

Sie kann doch nicht wieder hoch krabbeln?

Nein.

War sie tot?

Ja.

Ehrlich?

Ja.

Meist hatte sie eine Flasche Rotwein da, und meist blieb er dann über Nacht. Ihre Spinnenphobie hatte auch ihre guten Seiten.

 

Ein zarter Windhauch kam auf, grün-gelbe Blätter leuchteten in der Sonne, ließen sich von den Bäumen fallen und schaukelten langsam zu Boden.

Nastasja blickte verträumt in den leeren Rosenbecher.

„Es sind wirklich nur ein paar Wachsflecken“ sagte sie. „Das wäre wirklich lieb von dir.“

„Kein Problem, das mache ich schon. Ist schon alles für den großen Umzug geplant?“

„Viel Kram habe ich ja nicht zum mitnehmen… nur… willst du sie nicht doch nehmen?“

 „Nein“ sagte er und winkte mit seinem Zeigefinger. „Nein, nein. Gib sie doch Claudia“

„Claudia? Nein.“

„Du bist albern.“

„Du auch.“

Sie sahen sich an und beide lachten.

„Ich muss jetzt los“ sagte Wolfgang. „Die Übung wollte ich nicht verpassen. Die sind für die Klausur maßgebend.“

„Die Vorlesungen hast du also nicht besucht?“

„Nö, das heißt, die erste schon. Ich wollte mal sehen wie der Prof. aussieht.“ Er grinste

Er gab ihr einen Kuss auf die Stirn.

 

***

 

Sie öffnete den Kleiderschrank und schmollend blickte sie nach unten. Es waren mehr Schuhe, als sie dachte und es kam ihr vor, als wären es mehr geworden. Sie konnte unmöglich alle mitnehmen.

Wolfgang war albern, dachte sie. Er hatte Angst, wenn jemand ihre Schuhe bei ihm sähe, würde man ihn für einen Frauenschuh -Fetischisten halten. Sie würde die Schuhe einer Freundin zur Aufbewahrung geben müssen, und sie überlegte, wer nicht Schuhgröße 39 hatte.

Sie nahm ihren bordeauxroten Seidenschlafanzug, schloss die Tür des Kleiderschranks und blickte sich in ihrem Apartment um, fast zwei Jahre wohnte sie jetzt schon hier, sie sah zur Decke und bemerkte, dass es schon eine Weile her war, dass sich hier eine Spinne verirrt hatte. Sie ging zu ihrem Nachttisch, zog sich auf dem Weg dorthin stolpernd den Schlafanzug an, nahm ein paar dünne Stabkerzen aus einer Schublade heraus und drehte sich hüpfend, um auch noch das rechte Bein des Schlafanzugs zu bezwingen.

Sie blickte auf den Boden und sah ein paar Wachsflecken.

„Der Kerzenständer hat Schuld“ dachte Nastasja.

Sie nahm die dünnen Stabkerzen und steckte sie in den Kerzenständer, ging einen Schritt zurück, peilte mit einem Auge eine Kerze nach der anderen an, sie standen gerade, beugte sich zur Seite, die Kerzen standen schief. Sie nivellierte die Kerzen einzeln und von allen Seiten ins Lot und zündete die Kerzen an.

Ihr Apartment war gemütlich eingerichtet, einige ihrer Freunde sagten Boheme. Sie hatte immer darauf geachtet, dass sich nicht viel Krimskrams ansammeln würde.

Sie sah auf ihr großes Buchenholz-Regel. Sie musste lachen.

Ein Buch stand im Regal, mehr Bücher hatte sie nicht mehr. Alle Anderen hatte sie nur noch digital, und die passten auf eine DVD.

Die meisten Bücher hatte sie auch auf Speichersticks gespeichert, um sie mit dem DigitalBook lesen zu können. Das DigitalBook hatte 16 Seiten aus so genanntem Elektronischem Papier, jede Seite nicht dicker als eine Kreditkarte und so elastisch wie eine Folie. Das war eine praktische Sache, man steckte einen Speicherstick in den Buchrücken und schon hatte man ein vollwertiges Buch, nach 16 Seiten blättern, ein Knopfdruck, und man konnte weiter lesen, weitere 16 Seiten blättern, in Farbe, in Schwarz-weiß, mit Abbildungen, Ohne, es wurde alles wie bei einem hochwertigen Vierfarb-Druck dargestellt. Und man konnte sogar mit einem dazugehörigen Stift handschriftliche Notizen machen, markieren, alles was man bei einem ‚normalem’ Buch auch machen konnte.

Das einzig herkömmliche Buch, das sie hatte, war ein sehr altes Kinderbuch, für kluge Kinder und phantasievolle Erwachsene – wie ihre Großmutter einmal sagte. Es war die illustrierte russische Ausgabe von ‚Alice im Wunderland’ von Lewis Carroll. Dunkelbraun und mit blauer kyrillischer Schrift stand es da und thronte auf dem Regal.

Sie nahm es in die Hand und klappte es auf, blätterte ein bisschen. Lange hatte sie nicht mehr kyrillische Schriftzeichen gelesen. Sie blätterte weiter, vor und zurück, und las darin:

(…)

Sie aß ein bisschen, und sagte neugierig zu sich selbst: „Aufwärts oder abwärts?“ Dabei hielt sie die Hand prüfend auf ihren Kopf und war ganz erstaunt zu bemerken, dass sie dieselbe Größe behielt. Freilich geschieht dies gewöhnlich, wenn man Kuchen ist; aber Alice war schon so an wunderbare Dinge gewöhnt, dass es ihr ganz langweilig schien, wenn das Leben so natürlich fortging.

Sie machte sich also dran, und verzehrte den Kuchen völlig.

(…)

Sie schmunzelte, legte das Buch zärtlich auf den Schreibtisch und nahm sich vom Teller ein Stück Apfelkuchen.

Sie drehte sich zum großen Spiegel. Im Lichtkegel der Schreibtisch-Halogenlampe glänzte der zerknitterte Seidenschlafanzug – das Bügeleisen benutzte sie nur ungern – und sie hielt die flache Hand auf ihren Kopf. Sie drehte sich etwas und ließ ihr Spiegelbild nicht aus den Augen. Ihr Haar zottelte in allen Richtungen, als hätte es mit der Schwerkraft nichts am Hut. Sie drehte sich wieder zurück. Eine DVD fiel zu Boden. Sie hob ihre flache Hand auf und ab, so als wollte sie ihre Größe überprüfen. Sie sah ihrem Spiegelbild in die Augen – grün funkelten sie im kalten Halogenlicht – und sagte in Russisch: „klubuitschnyj tort?“ (Erdbeertorte)

Sie schmunzelte und blickte zum Boden. Sie hob die DVD hoch und las:

Virus? Ungeklärte Todesfälle, Flüchtlingslager in Zentralsudan (Text + Video), Mediensammlung

… zu platt…

Sie sah auf den aufgeklappten Laptop, blickte wieder auf die DVD und setzte sich an ihrem Schreibtisch. Sie schaltete den Laptop an und schob die DVD ins Laufwerk. Das Licht der Schreibtischlampe dämpfte sie auf Kerzenlichtstärke.

Sie nahm die Fernbedienung und klickte auf das Menu Textfiles. Sowohl die Textfiles als auch die Videosequenzen hatte sie chronologisch in Verzeichnissen gespeichert. Sie ließ den Textfile automatisch scrollen:

 

… Ebola Ausbruch in Sudan…

… wurden rasch in Massengräbern beigesetzt …

… nach bisherigen Schätzung ca. 700 Menschen gestorben …

… kein Ebola…

… eine seltsam verhaltene Trauer zu konstatieren…

… keine Neuansteckungen…

… WHO steht vor einem Rätsel…

 … keine Angehörigen…

… besteht keine Gefahr…

… kann genaue Zahl der Opfer nicht beziffert werden…

… kein Krankheitserreger zu finden…

 

Sie hielt den automatischen Textlauf an und scrollte den Text nach oben:

„Sie sprachen von einer seltsam verhaltenen Trauer. Wie meinen Sie das?“

„Ich hatte den Eindruck, als wäre es den Menschen egal. Wenn Sie die hohe Zahl der Opfer betrachten, sollte man doch annehmen, dass es hinreichend viele Angehörige gibt, die um die Toten trauern.“

„Die Menschen sind traumatisiert“

„Ja, sicher. Aber, es gab überhaupt keine Erkrankten, nur Tote und – so scheint es wohl – völlig gesunde Menschen.“

„Ich bitte Sie, sie müssten sich mal hören. Sie sagten doch selbst gerade, dass es so scheint. Sie spekulieren über nicht verifizierte Aussagen. Sie sind doch angeblich Wissenschaftler, oder?“

„Sie haben verdammt noch einmal recht, wir spekulieren und ich… ich frage mich… warum müssen wir überhaupt spekulieren, warum sind so wenig gesicherte Daten bekannt?“

„Es ist ein Flüchtlingslager und die Menschen sind froh, dass sie da sind. Es gab doch keine Neuerkrankungen, also gab es auch nichts Ansteckendes. Und seien wir doch mal ehrlich, es gibt Wichtigeres als einem Gespenst hinterher zu jagen.“

„Ja, natürlich. Solange wir nicht wissen, was da geschehen ist, jagen wir ein Gespenst. Vielleicht finden wir wirklich nichts, aber wenn wir etwas finden, dann wird es kein Gespenst sein, vielleicht etwas harmloses, aber vielleicht auch etwas, das die ganze Menschheit vernichten könnte.“

„Nun wollen wir mal wieder die Büchse Pandoras verschließen. Wir danken Ihnen für das Gespräch.“

Nastasja sah auf den Bildschirm, schloss den Textfile und starrte eine Weile schweigend auf den schwarzen Monitor.

Es war Vollmond, das Mondlicht erhellte den Raum, ein paar Wolken huschten immer wieder unter dem Mond vorbei. Es war schon spät und sehr still.

„Da ist noch einiges im Dunkeln“ sagte sie. … so leise, als wollte sie niemanden wecken…

 

 

 

 

 

 

 


[i]

Das Zitat ist literarisch erstmals 1841 im Roman »Mathilde« von Eugène Sue (»La vengeance se mange très-bien froide«) belegt. Im Star Trek »Universum« ist es als altes klingonisches Sprichwort bekannt. Dies wiederum wird in »Kill Bill Volume I« im Vorspann zitiert.  

 

[ii] Deutsche Grippe

[iii] ich bin wurde